Vipavatal - die große Überraschung
Von der Küste geht es in das noch recht unbekannte Vipavatal. Einem Tipp des Wirts in Laibach und anderer Camper folgend fahren wir nach Vrhpolje, einem kleinen Ort nördlich von Vipava.
Das Kamp ist klein aber fein. Blitzsaubere Sanitäranlagen, Waschmaschine, maximal 10 Stellplätze in einem Obstgarten mit Blick auf das Karstgebirge. Die Besitzer sind nicht nur herzlich, sondern überraschen uns zur Begrüßung mit zwei Gläsern ihres guten Hausweines.
Bekannt ist das Vipava-Tal vor allem für seine ausgezeichneten Weine und kulinarischen Hotspots. Die Gastronomen verstehen es hier ganz besonders bei Degustationsmenüs die Weine mit ihrer Kochkunst zu paaren. Dass daraus wahre Gaumenfreuden kreiert werden, dürfen wir hier mehrfach erleben.
Wieder einmal ist die Kommunikation unter den Campern hilfreich. Wir bekommen so die besten Empfehlungen :
Der erste Abend im Gostilna Podfarovž ist auch wegen der Lage des Lokals bemerkenswert. Es liegt direkt an einer von mehreren Karstquellen.
Das Menü mit Weinbegleitung:
Gemüsesuppe im Glas
Forelle im Salz dehydriert (lachsfarben) an Joghurtcreme mit Balsamicoreduktion
Geräucherte Ente mit Honig, getrockneten Erdbeeren und gehobelten Trüffel
Leber. a la minute
Rindfleisch 6 Stunden gegart
Hausgemachtes Feigeneis mit Peanutbutter und Joghurt.
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Was für eine Kunst, so zu kochen, dass man nach sechs Gängen zufrieden, aber keinesfalls mit einem Völlegefühl das Lokal verlässt. Trotzdem sind wir froh, dass unser Stellplatz rund zweieinhalb Kilometer entfernt ist, und wir sogleich einen vom Mond erleuchteten Verdauungsspaziergang vor uns haben.
Unter den steilen Hängen des Nanos-Karsthochlands entspringt der Fluss aus mehreren Quellen und ergießt sich in Form eines umgekehrten Deltas in sein Flussbett. Diese Quellenform ist nirgendwo anders in Europa anzutreffen.
Mit dem Rad erkunden wir Tags darauf das Vipavatal. Auch wenn es auf den ersten Blick unaufregend aussieht, dieser Landstrich ist voll von Raritäten. Die pittoresken Dörfer an den Abhängen des Karstgebirges sind voll von Geschichte. Das Tal lag ja immer schon an einem wichtigen Handelsweg, kein Wunder, dass sich Adelige und Kaufleute hier Burgen, Landgüter und Schlösser bauen ließen.
Die Weinkellereien vom Feinsten, hier werden Weine produziert, die eine Jahrhunderte alte Geschichte haben. Hier steht noch Tradition vor Kommerz. Seid ihr Weinsorten wie dem Pinela, Klar mica oder Pikolit schon begegnet? Wir haben das Glück, sowohl in den Weinkellern als auch zu den Degustationsmenüs diese edlen Tropfen verkosten zu dürfen... und sind begeistert!
Wir verkosten den Wein, der die slowenishe Goldmedaille gewonnen hat- Archie wird zum Weinkeller!
Wenig verwunderlich, dass sich hier schon ausländische Winzer, wie z.B. der steirische Sabathi eingekauft haben.
Das Tal wird speziell im Winter von starken Borastürmen geprägt. Das spiegelt sich auch im Baustil wider. Wuchtige Steinhäuser, die Dächer oft noch zusätzlich mit Steinen gesichert, trotzen der Witterung.
Wir hingegen dürfen das Land bei feinstem Spätsommerwetter erleben.
Auch das Degustationsmenü im Theodosius kann sich sehen lassen:
Prosecco Merlot
Steinpilzpastete
Pinella
Hirschpastete an Waldfrüchtereduktion und Pistazien
Hausgemachte Tortellini mit einer Forellenricottafülle an Karottenpürree mit geröstetem Prosciutto
Hausgemachte Pasta mit Pilzen
Saksida Wein 70% Merlot 30% Cabernet
Sorbet von waldfrischen Blaubeeren, lokalem Gin, Zitronen und Prosecco
Sorbet
Rindsbäckchen 6 Stunden geschmort, mit Kartoffelpüree und Karfiol
Nachspeisenvariationen
Besonders: der Eibischgrappa als Digestiv vom Haus (Grappa mit Eibisch und Zitronen für 1 Monat angesetzt- schmeckt fast wie Limonicellograppa 😋)
Das Preis/ Leistungsverhaltnis ist hier vollkommen in Ordnung für das Gebotene und entspricht einem Essen in einem guten Restaurant.
Wer jetzt Lust bekommen hat, dieses slowenische Kleinod zu besuchen, sich kulinarisch verwöhnen zu lassen, das Tal per Rad zu entdecken oder einfach nur den Wein zu verkosten, der sollte sich die besonders informative Website https://www.vipavskadolina.si/de/ ansehen.
Wir fahren weiter - mit einem Stopp in Štanjel.
Bereits von Weitem sehen wir das mittelalterliche Städtchen auf einem der höchsten Punkte der Hügellandschaft. Wie überall, Parkplatz ist vorhanden, jedoch gebührenpflichtig (wir können die EasyPark App empfehlen, die in Slowenien sehr verbreitet ist und minutengenau und günstig abrechnet). Durch das Burgtor betreten wir den Ort. Ein vollkommen intakter, mittelalterlicher Ortskern erwartet uns. Mittelpunkt sind die Kirche und das renovierte Schloss. Einfach schön, durch die engen Gässchen zu spazieren, an einigen Aussichtspunkten gibt es kleine Cafés und einige Galerien haben sich in die alten Steinhäuser einquartiert.
Besonders ist hier die Ferrari - Villa mit ihrem Garten. Hier hat der slowenische Architekt Fabiani etwas ganz Besonderes geschaffen! Er renovierte eine ganze Häuserzeile und wandelte die Häuser in eine Villa für den Arzt aus Triest um. Von der Straßenseite her blieben die Fassaden vollkommen unverändert, Richtung Garten ist die Schönheit der Villa zu sehen. Zudem schuf Fabiani mit dem Garten einen traumhaften Park. Das Wasserbecken mutet in der trockenen Karstlandschaft zunächst etwas dekadent an, ist jedoch der Wasserspeicher für ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem für den ganzen Ort.
Die Landschaft, die sich uns auf dem kurzen Weg nach Dromberk zeigt, wird sanfter und hügeliger - und voll von Weinbergen.
Die Weinlese beginnt gerade. Unser Stellplatz am Weingut Saksida ist umgeben von Weinkulturen, die reifen Trauben hängen vor unserem Fenster. Ein wunderbarer Ort!
Ich war sehr froh, bereits vorab das hier angebotene Weindegustationsmenü gebucht zu haben. Was für eine Raffinesse, mit der die slowenischen Köche es verstehen, ihre Produkte zu wahren Gaumenfreuden zu verwandeln. Dass die Weine zu den einzelnen Gängen aus hauseigener Produktion kommen, macht das Dinner zu einem kulinarischen Hochgenuss.
Wer isst, muss sich auch bewegen, also ist für den nächsten Tag ein sportliches Programm vorgesehen.
Die Radwege hier sind mit unserem Rad bzw. Roller leider nur teilweise zu befahren, doch es gibt sehr schöne Wanderwege durch die Weinberge.
Ja, wir entscheiden uns, hier sogar drei Nächte zu bleiben. Das Wetter im Norden ist regnerisch, während wir hier Temperaturen an die 30 Grad haben.
Die Ausflüge in die Weinrieden sind so schön, die Landschaft wirkt hier so unberührt.
Am letzten Abend lassen wir uns vom Chef des Hauses nochmals mit seinen Spezialitäten und gutem Wein verwöhnen.
Einen der schönsten Teile Sloweniens haben wir uns für das Ende unseres Roadtrips aufgehoben: Das Soca-Tal
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