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Reisefee

Roadtrip Bosnien Herzegowina Juni 2024


Bosnien?

Ein  Land am Balkan,

Sarajewo, die Stadt in der der österreichische Thronfolger ermordet wurde,

die Brücke von Mostar, die im Balkankrieg zerstört wurde,

das sind wohl bei vielen die ersten Assoziationen, wenn man von diesem Land spricht.


Doch das kleine Land mit seinen grünen Bergen, einem Mix aus Kulturen und Religionen, sozialistischem Erbe und überaus herzlichen Menschen hat noch sehr viel mehr zu bieten und ist - vor allem - ein Paradies für Camper!

Wir bereisen dieses Land in einem 9-tägigen Roadtrip.


Schon die Vorbereitung ist anders als bei so manch anderer Reise. Es gibt - bis auf eine einzige Ausnahme- keine Reiseliteratur. Danke an Ricardo, der uns seinen brandneuen Reiseführer noch rechtzeitig zukommen ließ, der wertvolle Tipps zu dem Land  und Stellplätzen  und mehr liefert.


Über Kroatien überqueren wir bei Bihac die bosnische Grenze mit einem  kurzen Grenzaufenthalt, einer Passkontrolle, wie sie zu einenm Nicht- Schengenland  üblich ist.


Da es schon Abend ist, entschließen wir uns für einen Übernachtungsplatz in Grenznähe.  Nach dem Geldwechsel und dem  Kauf von Telefon-SIM- Karten steuern wir das

Kamp Klokot an. Eine etwas abenteuerliche Anfahrt über kleine Straßen und die letzten paar hundert Meter off-road erreichen wir den Platz.



Der Blick auf den kleinen Fluss hat etwas Mystisches. In der Abenddämmerung legen sich Nebelschleier über das Wasser. Was für eine einmalige Szenerie!




Der Klokot wird als einer der saubersten Flüsse Europas bezeichnet und hat eine Wassertemperatur von rund 7(!) Grad.

Bei einer Außentemperatur von weit über 30 Grad entsteht morgens und abends diese grandiose Stimmung. Und direkt am Fluss fühlt man auch  die abstrahlende Kühle des Flusses in einer natürlichen Klimaanlage.


Nur ein schlichtes Holzhaus - Dusche  und Wc können genützt werden, - eine Plattform im Wasser und ein Boot, mehr an Infatruktur gibt es hier nicht, dafür viel Natur pur!!!




Der Betreiber Hussein pflegt nicht nur den Platz, er macht mit uns auch eine Bootsfahrt  und grillt am Abend für uns frische Forellen. Besser kann unser Roadtrip nicht starten!


Durch Bihac, das durch seine Moscheen und die unübersehbaren Minarette ungewohnt orientalisch wirkt, geht  es zur Una und weiter in den gleichnamigen Nationalpark.

Die Una ist über  weite Strecken der Grenzfluss zu Kroatien und eine Schönheit für sich.



Ganz anders als bei den (Plitvicer) Wasserfällen  auf kroatischen Seite geht es hier weitaus untouristischer zu. Kleine, private Camps entlang des Flusses laden hier zum Verweilen ein. Die Straßen werden enger, die letzten Kilometer ist es nur mehr eine Schotterstraße. Dann erreichen wir

Strbacki Buk.



Der imposante, weil nicht nur fast 25 Meter hohe, sondern auch sehr breite Wasserfall ist auf Holzstegen gut zu begehen und bietet herrliche Ausblicke auf das herabdonnernde Wasser.



Entlang der Una gelangen wir weiter nach Martin Brod, einem weiteren Highlight des Nationalparks.

Die Wasserfälle hier sind nicht so mächtig  wie Strbacki Buk, aber von unvergleichlicher Schönheit.



Wir können auch eine der alten Mühlen besuchen. Das Wasser läuft  hier neben und durch die Häuser und die findigen Menschen nutzen sie bis heute nicht nur als Getreidemühle sondern auch als natürliche Waschmaschinen!



Zwischen den Wasserfällen befindet sich das serbisch-orthodoxe Kloster Rmanj, dessen Wurzeln bis ins 15.Jahrhundert zurückreichen und das derzeit aufwendig renoviert wird.



Sowohl die auch nach dem Krieg immer wieder aufflammenden Grenzkonflikte mit Kroatien, als auch das nach vielen Interventionen gescheiterte Staudammprojekt, das all diese Schönheiten  im Wasser versinken hätte lassen, sind nun hoffentlich vom Tisch. Für uns ist Martin Brod, ein noch unentdecktes Naturjuwel!



Wir machen uns auf den Weg nach Zentralbosnien. Kurz vor Jaice lassen wir uns von Drako, der viele Jahre in Deutschland gelebt hat, kulinarisch verwöhnen, dürfen auf seiner Wiese übernachten, ja sogar Dusche und Toilette nutzen, so sieht bosnische Gastfreundschaft aus!



Ein ganz authentischer Ort sind die alten Wassermühlen von

Mlinčići.


Die durch kleine Stege verbundenen Holzhütten stammen noch aus der Zeit der österreichisch-ungarischen Herrschaft und wurden direkt an den kleinen Bächen erbaut


Die hier lebenden Bauern stellten in den durch das durchfließende Wasser betriebenen Mühlen aus Weizen Mehl her. Heute sind die Mühlen nicht mehr in Betrieb, dafür hat man mit dem angrenzenden Wald und dem Plivsko-See herrliche Ausblicke, Bade -und Wandermöglichkeiten.



Nur einen Katzensprung weiter erreichen wir


Jajce


Die Stadt war Königssitz Bosniens und 1943 Gründungsort der Volksrepublik Jugoslawien .

Neben  der netten Altstadt und dem Burgberg ist der mitten in der Stadt gelegene Pliva- Wasserfall das Highlight.







Auf unserer weiteren Strecke nach  Sarajewo  fahren wir durch herrliche Naturlandschaften mit hohen Bergen und wundervollen Ausblicken.




Sarajevo


Geprägt von seiner Geschichte  ist sie heute eine der  tolerantesten Städte in ganz Europa – kaum eine Stadt vereint östliche und westliche Werte auf so friedliche und eindrucksvolle Weise wie Sarajevo. Als Regierungssitz von Bosnien und Herzegowina entwickelt sich die Hauptstadt, die gerade einmal knapp 300.000 Einwohner beherbergt, in den letzten Jahren zu einer aufstrebenden Stadt. Wir meinen sie ist eine der unterschätztesten Hauptstädte Europas.


Die Altstadt mit dem türkischen Namen Baščaršija ist Programm: Beim ersten Durchschlendern  der  malerischen Gässchen haben wir eher den Eindruck im Orient zu sein. Unzählige Handwerksläden, kleine süße Cafés mit Sitzplätzen im Freien und bunte Basare mit Marktständen voller glitzerndem, in Gold und Kupfer glänzendem Schmuck säumen die Straßen.  Mittelpunkt ist der Sebilj-Brunnen um den sich mehrere Moscheen gruppieren.



Aber auch die neugotische Kathedrale ist beeindruckend.

Wir entdecken auch einige  der über 200 „Rosen von Sarajevo“:

Zum Gedenken an die vielen Todesopfer im  Krieg sind die Einschlagkrater der Granaten mit rotem Harz ausgegossen worden und dienen allerorts als Mahnmal.


Natürlich besuchen wir auch die Lateinerbrücke, in deren unmittelbarer Nähe sich 1914 das folgenschwere Attentat auf den österreichischen Thronfolger ereignete.



Da unser sehr angenehmer Stellplatz in der Nähe des  Sarajewo Tunnels liegt, besuchen wir  auch diesen.

Der Tunnel war während des Bosnienkrieges die einzige Verbindung in und aus der belagerten Stadt. Über ein halbes Jahr lang haben die Menschen mit großem Einsatz gegraben um unter dem  Flughafen einen Zugang zur Stadt zu erlangen. In dem engen, mehrerer hundert Meter langen Schacht  wurden  dringend benötigte Hilfsmittel befördert und ein Fluchtweg aus der über Jahre belagerten Stadt geschaffen.



Ein Ort, an dem man der jüngsten Geschichte sehr nahe kommt.

Sarajewo hätte noch viel mehr zu bieten, leider müssen wir unsere Reise fortsetzen.


Die Strecke von Sarajewo nach Mostar  ist landschaftlich besonders reizvoll. Da das Autobahnnetz in Bosnien- Herzegowina noch sehr wenig ausgebaut ist, kann man auf der Bundesstraße die Naturschönheiten noch richtig genießen.




In Mostar


stehen wir auf einem ganz besonderen Stellplatz direkt im Stadtzentrum. Freundlichst werden wir begrüßt und auf die entzückende Terrasse mit Blick auf DIE Brücke geführt.



„Stari Most“ bedeutet „alte Brücke“. Sie verbindet seit ihrem Bau im Jahr 1566 nicht nur die beiden Stadtteile über den Fluss Neretva hinweg miteinander, sondern gilt  auch als wichtige Verbindung zwischen den in Mostar lebenden Kulturen.

Als 1993 die Stari Most im Bosnienkrieg zerstört wurde, war Mostar wieder durch den  Fluss getrennt, sie war nicht mehr eins. Die Kroaten lebten im westlichen Teil der Stadt, die Muslime fortan abgeschieden auf der östlichen Seite des Flusses.

Zehn Jahre später begannen  nicht nur die Aufbauarbeiten an der Brücke, auch die Distanz der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen wurde wieder geringer. Heute ist die Brücke ein Symbol der Wiedervereinigung und die Stadt einer der Touristenmagnete des Landes.

Auch wir konnten uns nicht satt sehen an diesem Bauwerk und beobachteten die tollkühnen Brückenspringer.




Ein Bummel  durch die tagsüber mit Touristen überfüllte Stadt ist etwas mühsam, schön wird es hier abends, wenn die Tagesgäste weg sind. Das gesellige Zusammensitzen mit Gleichgesinnten mit gutem Austausch und Blick auf die erleuchtete Stadt war ein absolutes Highlight.



 Unser Tipp : Besteigt das Minarett auf der muslimischen Seite, der Aufstieg lohnt  sich: von dort hat man einen 360 Grad Rundumblick auf diese reizende Stadt.



Ebenso genossen haben wir das Frühstück im Restaurant Urban - ebenfalls mit bestem Blick auf die Neretva und die Brücke - so chillig bevor sich die Stadt wieder mit Gästen füllt.



Nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt liegt Blagaj, ein ganz besonderer Ort.



Hier entspringt die  Buna-Quelle, die stärkste Karstquelle Bosniens. Pro Sekunde fördert sie beeindruckende 43.000 Liter zu Tage. Das Wasser entspringt direkt am Höhlenmund  der 200m hohen Felswand. Das hat bereits im 16. Jahrhundert einen türkischen Sultan so begeistert, dass er hier eine Tekja, ein Kloster für einen Derwisch-Orden, erbauen ließ.