Wie bereits in den Vorjahren nutzen wir die Anreise zum Fährhafen um in sehenswerten Städten Italiens unsere Zwischenstopps einzulegen.
Nach der ersten Übernachtung am neuen Rastplatz Arnoldstein (österreichisch-italienische Grenze) - mit köstlicher Einkehr im Gasthof Wallner - steuern wir Ravenna an.
Nach monatelanger Trockenheit gehen in der Emilia Romagna seit Tagen schwere Niederschläge nieder. Da das Umland von Ravenna aus trockengelegten Sümpfen besteht, ist die Situation hier besonders dramatisch.
Wir hatten uns vorab informiert und uns wurde versichert, die Innenstadt von Ravenna sei trocken.
Als wir nur mehr wenige Kilometer entfernt sind, werden wir immer wieder umgeleitet. Als wir scheinbar nur mehr im Kreis fahren und langsam verzweifeln,, sind wir dankbar von einem hilfreichen Einheimischen auf einem Schleichweg in die Stadt gelotst zu werden.
Wir erreichen den nahe des Zentrums gelegenen Stellplatz, nicht nur günstig gelegen, sondern mit 3 Euro Tagesparkgebühr auch sehr preiswert.
Die in wenigen Gehminuten entfernte Altstadt erscheint uns recht ausgestorben, erst gegen Abend belebt sie sich etwas.

Ravenna entstand 500 v. Chr. mitten in einer Lagunenlandschaft, direkt am Meer und den Sümpfen des Po-Deltas, gelegen, heute liegen durch aufwändige Trockenlegungsmaßnahmen neun Kilometer zwischen Stadt und Meer.
Die Stadt erlebte ihre Blütezeit im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr.
402 n. Chr. wurde Ravenna zur Hauptstadt des Weströmischen Reiches. Unter dem ostgotischen Herrscher Theoderich entstanden die bis heute bestens erhaltenen und dadurch einzigartigen Kunstwerke.
Für alle historischen Bauwerke gilt, von außen sind sie eher unscheinbar, überrascht werden wir von den einmaligen Mosaikarbeiten im Inneren.
San Vitale Basilika
Der achteckige Kirchenraum wird von acht hohen Bögen gesäumt, sieben davon zweistöckig und durch Arkaden und Säulen unterteilt- so unerwartet anders, als man es sich von einer Kirche erwartet.

Im Altarraum unter dem achten Bogen erstrahlen die weltberühmten byzantinischen Mosaike auch nach 1.500 Jahren immer noch unglaublich kräftig und farbenfroh.
Ein echtes „Wow“-Erlebnis!
Im Garten der Basilika erwartet uns das nächste Highlight
Mausoleum der Galla Placidia
Auch dieser kleine Backsteinbau mit dem Grundriss eines Kreuzes wirkt von außen leicht zu übersehen..
Im Inneren erstrahlen Mosaike in glanzvollem Blau und Gold. Christus sitzt als guter Hirte zwischen seiner Schafherde, in der Kuppel leuchtet ein goldenes Kreuz im von Sternen überzogenen Himmel.
Das Mausoleum sollte als Grabstelle für die Herrscherin Galla Placidia dienen, entstand 100 Jahre vor der Basilika, wurde aber nie als Grabstelle genutzt.
Neben dem Dom (der in der Barockzeit durch einen Neubau ersetzt wurde) steht die
Neonische Taufkapelle- Battistero degli Ortodossi
Überwältigend die farbenfrohen Mosaike in der Kuppel der achteckigen Kapelle oberhalb eines riesigen Taufbeckens.
Und immer wieder muss man erstaunt feststellen, in welchem großartigen Zustand diese 1500 Jahre alten Kunstwerke sind!
Im Erzbischöflichen Museum eine weitere Kostbarkeit:
Cappella di Sant´Andrea
Es handelt sich dabei um die einzige und älteste erhaltene Kapelle aus der frühchristlichen Zeit. Sie wurden im 6. Jahrhundert erbaut. Die Mosaike zeigen Christus in der Kleidung eines römischen Feldherren, wie er auf eine Schlange und einen Löwen tritt, das Christusmonogramm umgeben von vier Engeln und den Symbolen der Evangelisten sowie einen goldenen Himmel mit 99 Vogelarten.
Als fünfte Station unserer „Mosaiktour“ besuchen wir die
Basilica di Sant´Apollinare Nuovo
Im Gegensatz zu den anderen besuchten Gotteshäusern handelt es sich hier um ein großes Kirchenschiff.
Theoderich der Große ließ die Basilika 519 als Pfalzkapelle der Ostgoten und des arianischen Glaubens bauen. Teilweise wurden die „ketzerischen“ Wandbilder ersetzt, als Bischof Agnellus im 6. Jh. die arianischen Kirchen in katholische Gotteshäuser umweihte. Früher stellten die Mosaike im Eingangsbereich den Palast Theoderichs mit arianischen Würdenträger dar, diese wurden später durch Vorhänge ersetzt.
Wir sind überwältigt von dieser geballten Dichte an byzantinischer Kunst in dieser kleinen, aber durchaus reizvollen Stadt. Die Besichtigung aller genannten Sehenswürdigkeiten wird durch den Kauf eines Onlinetickets für alle fünf Sehenswürdigkeiten erleichtert. Für das Baptisterium und de Grabkapelle kann man Timeslots wählen - günstiger Preis und keine Wartezeiten.
Ravernna ist aber auch die Stadt des berühmten Dichters Dante, Er verbrachte hier seine letzten Lebensjahre bevor er 1321 an Malaria verstarb. In der Via Dante steht sein Grabmal.

Nach so viel Kultur ist es nun aber an der Zeit sich den kulinarischen Genüssen hinzugeben. Dank eines Tipps finden wir genau das Lokal, das wir suchen: Inder Antuca Bottega di Felice werden wir mit Köstlichkeiten aus der Region verwöhnt und können uns mit den besten Prosciutto und Käsesorten für unsere weitere Reise eindecken. Die reizende Besitzerin Jordana und die erlesenen Produkte begeistern uns.
Leider ist unser Aufenthalt in dieser schönen Stadt von den Überschwemmungen und dem weiter anhaltenden Regenwetter gestört. So entschließen wir uns auch vorzeitig die Stadt zu verlassen. Auf der einzig noch zu befahrenen Ausfallstraße kommen wir auf Umwegen zur Autobahn Richtung Bologna.
Jetzt erst sehen wir das volle Ausmaß der Überflutungen, meterhoch sind die Dörfer überschwemmt. Auf der Weiterfahrt kommen uns aus allen Richtung Hilfskonvois entgegen
Über die neue Autobahn ist die Überquerung des Apennin sehr entspannt. Kurz vor dem Erreichen der Toskana hört es auch zu regnen auf.
Lucca
Immer wieder besuchen wir gerne diese toskanische Stadt. Der einmalige Stellplatz "Parcheggio del Borgo", an dem man sein Wohnmobil sicher und in Gehentfernung zur Altstadt parken kann, macht den Aufenthalt noch entspannter.
Lucca scheint uns mit seinen Plätzen, Palästen, Türmen und Kirchen direkt zurück ins Mittelalter zu katapultieren. In dieser Zeit wurde die Stadt zu einer wichtigen Wirtschaftsmacht, die ihren Reichtum den Banken und dem Handel mit Seide verdankte. Als einzige Stadt der Toskana blieb Lucca, gut geschützt durch seine mächtige Stadtmauer, unabhängig von den Medici.
Palais Pfanner mit seinem herrlichen Garten
Das Besondere: Luccas Stadtmauer dient längst nicht mehr der Verteidigung, sondern heute vor allem der Entspannung seiner Bürger und Gäste. Denn auf der rund vier Kilometer langen Mauer wurde im 19. Jahrhundert ein Spazierweg angelegt, den die Luccheser heute gerne zum Joggen, Fahrradfahren, Spazieren oder Picknicken nutzen.
Betritt man durch eine der Tore die Altstadt, so glaubt man sich ins Mittelalter zurück versetzt.
Wir streifen durch die uns bereits bekannte Stadt, besuchen den Palazzo Pfanner mit seinem Garten, der so herrlich duftet oder den Torre Guinigi, der den Reichtum der Handelsfamilie Guinigi zur Schau stellt. Paolo Guinigi, auf dessen Namen man in Lucca des Öfteren stößt, wurde als Stadtherr ab 1400 zum berühmtesten Familienmitglied.
Der Turm ist bis heute einer der wenigen noch erhaltenen Geschlechtertürme der Stadt, durch die Steineichen an seiner Spitze, auch immer der Höchste. Was für ein Panoramablick!
Neben eines Besuches des Domes mit einer der wenigen fertiggestellte Fassaden aus dieser Zeit und der majestätischen Kirche San Michele in Foro gibt es noch einige nicht so bekannte Kirchen, die uns auch sehr beeindruckt haben.
Das Mosaik auf der Fassade von San Frediano leuchtet herrlich in der Sonne, als gerade eine Hochzeit stattfindet.
In der Kirche Santo Giovanni e Reperata können wir die Wurzeln der Stadt unterhalb der Kirche aufspüren.
Und dann ist es einfach nur schön sich durch die Stadt treiben zu lassen, die schönen Plätze aufzusuchen, sich in netten kleinen Bars und Osterias mit typisch toskanischen Leckerbissen und Wein (uns schmeckte der Wein aus dem nahegelegenen Montecarlo am besten) verwöhnen zu lassen.
Und schon ist es Zeit zur Fähre nach Livorno zu fahren!
Umso mehr wir uns Livorno nähern, desto mehr verdunkelt sich der Himmel. Kaum sind wir verschifft und haben unsere Kabine bezogen, öffnet der Himmel seine Schleusen - und die Gewitter begleiten uns die ganze Nacht auf unserem Weg nach Olbia.
Umso schöner bei der Einfahrt in den Hafen die Sonne aus den Wolken blinzeln zu sehen - Sardinien wir kommen !
Fortsetzung folgt.
Der Norden Sardiniens von Olbia über Palau, Santa Teresa, Castelsardo nach Alghero
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